Biber, der Wildnis-Helfer

Der Biber hat in Marthalen auf einer Fläche von fünf Hektaren ein Naturparadies geschaffen; und dies innert kaum 20 Jahren. Eine Exkursion des Forum Wildnis Schweiz hat gezeigt, weshalb es so wichtig ist, der Natur freien Lauf zu lassen.

Geleitet vom erfahrenen Biberexperten Urs Wegmann von der Griffin Ranger GmbH hat eine Gruppe von rund zehn Leuten vom Forum Wildnis Schweiz am Mittwoch, 23. Oktober 2024 den Bibersee bei Marthalen erkunden. Seit elf Jahren entwickelt sich auf einer Fläche von fünf Hektaren der Wald komplett nach dem Wirken des Bibers. Seither ist die Artenvielfalt im Gebiet geradezu explodiert. Die Exkursion führte uns mitten in den «Dschungel».

Als es tödlich überfahren wurde, hat das Biber-Weibchen 25 Kilogramm gewogen. Jetzt, da es als Präparat vor uns steht, ist es nicht mehr ganz so schwer. Fasziniert sind wir trotzdem alle: So gross ist der! Diese grosse Kelle! Wir, das ist eine Gruppe von neun Exkursionsteilnehmenden des Forum Wildnis Schweiz, welche sich von Urs Wegmann in die Geheimnisse des Bibers und vor allem des einzigartigen Bibersees in Marthalen einführen lassen. Urs Wegmann ist Vollblut-Ranger und Vollblut-Naturschützer; seine Augen funkeln, als er vom Heulen der Wölfe in der rumänischen Nacht erzählt. Er ist Projektleiter bei der Griffin Ranger GmbH und hat die Biberfachstelle des Kantons Zürich aufgebaut und während acht Jahren geleitet.

Genau deswegen treffen wir uns an diesem noch leicht regnerischen Herbstmorgen in Marthalen im Zürcher Weinland, im Dreieck zwischen Deutschland (Westen), Schaffhausen (Norden) und Thurgau (Osten). Abgesehen von den schönen Fachwerkhäusern fällt nicht viel am Dorf auf. Gemäss Wikipedia ist traditionell die SVP mit Wähler:innen-Anteilen von um die 50% bei den Nationalratswahlen die stärkste Partei in der Gemeinde. In der Gemeinde leben rund 2’000 Einwohnende – alles typisch Mittelland. Nach einem gut halbstündigen Fussmarsch durch Dorf, über Felder und entlang einer Kiesgrube gelangen wir in den Wald Niderholz an. Ein forstwirtschaftlich genutzter Laubmischwald, in goldenem Herbstgewand und mit auffallend vielen schönen Eichen. Kaum haben wir die ersten Forststrassen betreten, treffen wir auf das Bijou von Marthalen, weswegen wir hier sind: den Bibersee. Die Biber sind Anfang der 2000er-Jahre ins Gebiet gekommen und haben begonnen, den Mederbach zu stauen. Nachdem der Einfluss des Bibers auf das Gebiet immer stärker geworden war, haben Pro Natura, der Kanton Zürich und Gemeinde Marthalen 2013 eine Vereinbarung zum Schutz des Gebiets getroffen.

Ich bin völlig fasziniert, wie der Biber in nur 20 Jahren das Gebiet komplett umgestaltet haben. Wir sehen den Bachlauf hinunter, wie es vorher im Biber-Gebiet ungefähr ausgesehen hat. Ein mehr oder weniger gerader Bach, gesäumt von hohem Laubmischwald. Ganz anders der Bibersee: Der Bach schlängelt sich durch das Gebiet – selbst Leute, die noch vor wenigen Jahren im Gebiet waren, erkennen es kaum mehr. Ein Grossteil der Bäume ist abgestorben, einige stehen als Biotopholz-Gerippe einsam mit nassen Füssen im Wasser. Der Förster erzählt uns, dass er erstaunt sei, dass die abgestorbenen Bäume im Wasser viel länger stünden als nach einem Borkenkäferbefall. Der feucht-nasse Boden ist bedeckt von Schilf und hohem Gras.

Sebastian Moos

Schreibe einen Kommentar

Interessiert an Wildnis in der Schweiz?

Nehmen Sie Kontakt auf